Menu

Kulturwandel durch Einführung von Fässern und Flaschen


Kulturwandel durch die Bierflasche

In den 1880er-Jahren vollzog sich ein grundlegender Wandel im Brauereigewerbe. Parallel zur Fassabfüllung begannen erste Brauereien mit der Abfüllung des Bieres in Flaschen. In Bayern förderten dies vor allem kleine Brauereien (1. Bild Flaschenfüller um 1950). Durch den Direktverkauf von Flaschenbier an die Endverbraucher erhofften sie sich Wettbewerbsvorteile gegenüber den Großbauereien, die weiterhin überwiegen Fassbier für die Wirtshäuser abfüllten. Dabei waren die Anschaffung von Abfüll- und Reinigungsanlagen für Flaschen sowie die Umstellung von Lagerhaltung und Transport mit einem hohen Kostenaufwand verbunden.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann der Siegeszug des Flaschenbieres: Eine tief greifende Veränderung des Konsumverhaltens war die Folge. Bis dato wurde Bier in Wirtshäusern vom Fass ausgeschenkt und konsumiert oder in Krügen und Kannen nach Haus getragen, wo es aufgrund der geringen Haltbarkeit zügig getrunken werden musste. Das Flaschenbier konnte nun in der Wohnung aufbewahrt und konsumiert werden. Dieser Übergang von der Wirtsstube in die „eigenen vier Wände“ begleitet von Radioapparaten, Kühlschränken und schließlich Fernsehgeräten, führte zu einer „Trinkkultur im Privaten“ und trug maßgeblich zur Schließung von Wirtshäusern bei.
 
Schäffler und Bierfassabfüllung

Vor Einführung moderner Fässer aus Aluminium und Edelstahl in den 1950er-Jahren wurden Bierfässer aus Eichholz hergestellt. (Bild unten Fassbierabfüllapperat um 1900) Dazu beschäftigten viele Brauerein Schäffler, die die Fässer herstellten und pflegten und für die Wartung der hölzernen Lagergefäße und Gärbottiche verantwortlich waren.

Eine der wichtigsten Arbeiten des Schäfflers war das Pichen, Konservieren und Abdichten der Holzfässer mit Pech. In regelmäßigen Abständen musste der alte Überzug ausgebrannt und die Pechschicht erneuert werden. Dies war durch die Rauchentwicklung gesundheitsschädlich und durch die Explosionsgefahr auch gefährlich. Die Einführung von Be- und Entpichmaschinen und von Fasswaschmaschinen erleichterte die Arbeit der Schäffler.

Das größte Problem beim Abfüllen der Bierfässer war früher der Verlust an Kohlensäure. Erst das Abfüllen unter Gegendruck mittels eines Isobarometers ermöglichte einen unveränderten Kohlensäuregehlalt. Zudem konnte hiermit das Schäumen des Bieres unterbunden werden.