Antike
Ein Team von Archäologen der Universität Yale hat außerhalb Kairo's eine 4.500 Jahre alte Bäckerei und Brauerei
ausgegraben. Sie glauben, dass dieses Gebäude Bestandteil einer ganzen Stadt war, in der Pyramiden-Arbeiter von der Hochebene von Gizeh lebten. Außer Steinkrügen und Getreidelagern entdeckten sie Steintafeln mit Hieroglyphen. Eine dieser Tafeln enthält eine Beschreibung des Brauprozesses und eine Lobeshymne an die sumerische Bier-Göttin. Diese "Hymne für Ninkasi" wird nicht nur von Geschichts-Studenten gelesen, sondern wird in der letzten Zeit auch immer mehr von Brauern gelesen, die etwas über die Geschichte von Bier erfahren wollen. Die ältesten nachweisbaren Überlieferungen für die Bierherstellung datieren aus dem 4. Jahrtausend vor Christi Geburt aus dem Lande der Sumerer. Das Land der Sumerer, auch Zweistromland genannt, lag zwischen Euphrat und Tigris. Durch einen Zufall wohl entdeckten die Sumerer, oder sogar deren Vorfahren, ganz genau weiß das heute niemand mehr, den Gärungsprozess. Wie sich das Ganze zugetragen hat, ist ungewiss. Es könnte sein, dass man einem kranken Menschen das Schlucken erleichtern wollte und ein Stück Brot in einem Krug Wasser eingeweicht hat. Der Krug wurde ein paar Tage schlicht vergessen und nach kurzer Zeit begann das Brot zu gären. Es entstand ein "berauschender" Brei, den unser kranker Patient eingeflößt bekam. Da der arme Mann aufgrund mangelnder Erfahrung nicht besonders trinkfest war, dürfte die Wirkung ihn ziemlich umgehauen haben. Nach schneller Genesung, machte er sich ans Werk dieses "Gebräu" nachzuahmen - zu rein medizinischen Zwecken, versteht sich. Schnell machte das Rezept die Runde und somit brauten die Sumerer als vermutlich erstes Kulturvolk dieser Erde Bier. Sie hatten ein wirklich "göttliches Getränk" entdeckt. Die Sumerer schienen recht kluge Leute gewesen zu sein, denn sie entwickelten neben dem Bier auch so belanglose Dinge wie die Schrift. Ein Grundstein für die Entstehung von Literatur (natürlich über Bier). Und tatsächlich finden wir im Gilgamesch-Epos - der im 3. Jahrtausend vor Christus niedergeschrieben wurde, dass zur damaligen Zeit sowohl Brot als auch Bier von großer Bedeutung waren. Dieses Epos gilt als eines der ersten echten Großwerke der Literatur. Mündliche Überlieferungen aus den Anfängen der Menschheitsgeschichte wurden erstmals schriftlich niedergelegt. Der Gilgamesch-Epos beschreibt die Entwicklung eines in der Steppe lebenden und grasfressenden Urmenschen zum "kultivierten Menschen". Dieser Urmensch namens Enkidu will seine Kräfte mit dem gottähnlichen Herrscher Gilgamesch messen. Gilgamesch schickt Enkidu, um mehr über dessen Stärken und Schwächen zu erfahren, vorsichtshalber eine Frau, mit der sich Enkidu eine Woche lang vergnügt. Die Frau lehrt Enkidu die Zivilisation: (..)nicht wusste Enkidu, was Brot war und wie man es zu Essen pflegt. Auch Bier hat er noch nicht gelernt trinken. Da öffnete die Frau ihren Mund und sprach zu Enkidu: "Iss nun das Brot, o Enkidu, denn das gehört zum Leben, trink auch vom Bier, wie es ist des Landes Brauch. (...) Enkidu trank sieben Becher Bier (!!!) und ihm wurde leicht ums Herz. In dieser Verfassung wusch er sich und wurde so ein Mensch.
Im 2. Jahrtausend vor Christus zerfällt das sumerische Reich und die Babylonier treten auf den Plan. Sie werden das herrschende Kulturvolk im Zweistromland. Ihre Kultur baute auf der sumerischen auf, also beherrschten sie auch das Bierbrauen. Es ist uns heute bekannt, dass die Babylonier es bereits verstanden 20 verschiedene Biersorten zu brauen. Davon sollen 8 aus reinem Emmer (antike Getreidesorte), weitere 8 aus reiner Gerste und 4 aus einem Getreidegemisch gebraut worden sein. Das Bier jener Zeit war trüb und ungefiltert. Man benutzte einen Vorläufer des Strohhalms, ein dünnes Röhrchen, um nicht die Rückstände der Bierzubereitung in den Mund zu bekommen, da diese recht bitter waren. Lagerbier wurde sogar bis in das 1000 km entfernte Ägypten exportiert. Hammurabi, ein bedeutender babylonischer König und Reichsgründer, erließ die älteste Gesetzessammlung. In dieser wurde unter anderem ein Gesetz gefunden, dass der Bevölkerung Babyloniens eine tägliche Ration Bier zusicherte. Die Biermenge war abhängig vom sozialen Stand des Einzelnen. So erhielten zum Beispiel normale Arbeiter zwei Liter Bier, Beamte erhielten drei Liter und Verwalter und Oberpriester sogar 5 Liter Bier täglich. Zu jener Zeit wurde Bier nicht verkauft, sondern ausschließlich gegen Gerste getauscht . Da das Bier brauen zu den häuslichen Tugenden gehörte, war es Frauensache. König Hammurabi ließ eine Schankwirtin ertränken, wenn sie sich in barer Münze bezahlen ließ. Ebenso wurde verfahren, wenn minderwertiges Bier in den Ausschank gelangte. Man nahm es also damals schon ziemlich genau. Man könnte sagen das Brauen eine bierernste Sache war. 1911 fand man bei Ausgrabungen in Alzey in einem römischen Brunnen einen steinernen Krug. Chemische Analysen der darin enthalten bräunlichen Substanz ergaben, das es sich hierbei um Maische handelt. Es wird geschätzt, das diese Maische über 1.600 Jahre alt ist. Ägypter, bald die Nummer eins im nahen Osten, führten das Bierbrauen fort, welches sie sich wahrscheinlich schon zu Zeiten der Sumerer abgeguckt hatten. Sie benutzten teilweise ungebackenen Brotteig zur Bierherstellung. Noch heute stellen Bauern am Nil, die Fellachen, ihr Bier auf diese Weise her. Die Ägypter gaben dem Sud Datteln, Anis, Safran oder Honig hinzu, damit das Bier schmackhafter wurde. Welche Bedeutung das Bierbrauen auch im antiken Ägypten hatte, lässt sich an der Tatsache erkennen, dass die ägyptischen Schriftgelehrten ein eigenes Schriftzeichen für Bier einführten. Ein Hinweis auf die Bedeutung des Bieres ist dabei, dass das Zeichen für Mahlzeit aus den Zeichen für Brot und Bier zusammengesetzt war.
Es spricht einiges dafür, dass Bier an vielen verschiedenen Orten "erfunden" wurde. Die unterschiedlichen Zutaten in den verschiedenen Kulturkreisen sprechen dafür. So gibt es in Südostasien seit jeher Reisbier, in Afrika Hirsebier und die Indianer Mittelamerikas brauten Bier aus Mais, lange bevor ein gewisser Columbus das Licht der Welt erblickte. Auch die alten Germanen tranken ihr eigenes Bier. In bis zu 3500 Jahre alten keltischen und germanischen Gräbern wurden Gefäße gefunden, in welchen die Archäologen Reste von Bier nachweisen konnten. Während die griechische Kultur aufblühte und wieder versank, lebte man in Mitteleuropa noch recht "unzivilisiert", in der Bierkultur jedoch überlegen, denn auch das Bier der Germanen war ein Trank der Götter, wie wir aus der Sage von Thor und Tyr erfahren, die einem Riesen einen gewaltigen Braukessel klauten damit Götter und Helden für immer ihren Durst daraus löschen konnten. Leider hat die Sage nicht überliefert, wo der Braukessel geblieben ist.
Quelle: www.biersekte.de