Natureigewinnung
Das in Bayern ursprünglich gebraute obergärige Bier besaß keine lange Haltbarkeit. Deshalb durfte es nur im
Winterhalbjahr gebraut werden, was im sommer oft zu Engpässen in der Bierversorgung führte. Dies änderte sich in Bayern schon um 1800 mit der Einführung untergärige Biere. Beim untergärigen Bierverlangsamen niedrigere Gär- und Lager-temperaturen den Gärprozess und erhöhen so seine Haltbarkeit. Die nötige konstante Kühlung erreichten die vorindustriellen Brauereien durch Lagerung in natülichen oder künslich angeleten Bierkellern, die sie mit Eis befüllten.
Dieses Eis wurde mit Pickeln, Zangen und Sägen aus gefrorenen Weihern und Seen gewonnen (oberes Bild). Die Natureisgewinnung, das sog. Eisen, war ein kräftezehrende und gefährliche Tätigkeit, bei der die Arbeiter nicht selten ausrutschten oder ins Eiswasser einbrachen. Das in Bayerisch-Schwaben gewonnene Natureis wurde um die Mitte des 19 Jahrhunderts sogar per Bahn bis nach Ulm
Ludwigshafen und Straßburg exportiert. Teilweise wurde das Eis im Winter auch mit sogenannten Eisgalgen hergestellt (2. Bild).
Erst die Erfindung der Kältemaschine (siehe Bild unten) durch Karl Linde im Jahr 1876 machte die Brauereien vom Natureis unabhängig. Der Einsatz künstlicher Kühlsysteme war allerdings mit hohen Investitionskosten verbunden, die sich vor allem kleine Brauereien nicht leisten konnten. Sie waren deshalb noch über Jahrzehnte auf das natürliche Eis angewiesen.